Freitag, 15. Juni 2012

nuancen entdecken

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Liebe, ist ein enorm großes Wort

Ich stelle es in die Reihe mit Verzweiflung, Hass und Sucht.
Wörter und Zustände, denen alle samt die Heftigkeit ihres Inhaltes anhaftet.

Heute zu Tage werden diese Wörter auf das gröbste Missbraucht.
Die 'Fünfzehn-jährige' 'liebt' via facebook ihre beste Freundin, der gelangweilte 'Halbstarke' 'hasst' seinen Lehrer, die hysterische Studentin ist ob der Männerauswahl 'verzweifelt' und meine Oma ist 'süchtig' nach sauren Lutsch-Bonbons.

Gefühle die früher mit Wucht und Zerstörungskraft verwurzelt waren, sind heute nur ein Ausdruck von eher durchschnittlichen Zuständen.
In einer Gesellschaft, die nach Extremen strebt und alles gesehen, verstanden oder negiert haben will, ist es schwer noch ein Zeichen zu setzen im eigenen Ausdruck zu setzten, um sich verstanden zu wissen. 

Basierend auf dieser Beobachtung, ist es da verwunderlich, dass uns die Zartheit der Wörter Zuneigung, Verzargtheit, Sympathie und Zerbrechlichkeit nicht mehr anspricht?


Wenn ich jedem neuen Liebhaber - unabhängig vom Wahrheitsgehalt - also sagen, wie sehr ich ihn 'liebe'. 
- Was sage ich dann dem Mann, dem mein Herz eines Tages wirklich wird? 

Wieviel wiegt (m)ein Wort, wenn ich es inflationär gebrauche? Wie glaubhaft bin ich vor den Andren und vor allem vor mir selbst?



Und implizieren wir nicht im nächsten Schritt, mit der Umgehung von Wörtern wie Zuneigung, dass es nur das eine oder das andere Extrem geben kann? 


Ich liebe dich. Ja oder Nein. Schwarz oder Weiß. 
- Hauptsache, wir haben unseren höchst individuellen Zustand pauschalisiert und vor jedem demonstriert! (...)



Was ich vieler Ortes beobachte ist, wie sehr wir dazu neigen alles auf eine große Geste zu reduzieren, die in ihrer fortlaufenden Wiederholung zur bedeutungslosen 'Leerzeile' ohne echten Inhalt verkommt. 


Unsere Chance, ist unser Ausdruck!

Die deutsche Sprache ist eine schöne Sprache und hat sehr viel mehr zu bieten, als die monumentalen Schlagwörter der Zwischenmenschlichkeiten, die derzeit dank Medien und Werbung in pauschalen Standardformulierungen verenden.


Mein Wunsch wäre, ein taktvollerer - ja gefühlvollerer - Umgang mit unseren eigenen Gefühlszustandsbeschreibungen!
Lernt die feinen Wortnuancen dazwischen ( z.B.: zwischen Liebe und Hass) zu schätzen, sie beschreiben so Manches viel treffender! 

- Um der Leichtigkeit Willen.


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