_____________________________________________________________________________
Ein großes Projekt liegt hinter mir.
Ich bin umgezogen und habe nebenbei noch so mache Erkenntnis neu geformt...
Ich bin umgezogen und habe nebenbei noch so mache Erkenntnis neu geformt...
Welch ein Aufwand!
Heimisch fühlen. Weg müssen. Wohnung suchen. Small talk halten. Sich von der glänzensten Seite zeigen. Wohnung bekommen. Aussortieren. Organisieren. Streichen. Packen. Putzen. Umziehen. Auspacken. Putzen. Wohnung pimpen. Wohnungs-shopping. Abschied. Eingewöhnung. Umgewöhnung. Heimisch fühlen.
Es beginnt damit, dass Studenten es grundsätzlich schwerer bei der Wohnungssuche zu haben scheinen.
Die Auswahl der meisten Makler und Vermieter ist offen ersichtlich.
- Am Liebsten Pärchen, die auf lange Zeit bleiben wollen.
Dabei frage ich mich ernsthaft, was an einem jungen Paar eine größere Sicherheit darstellt, als an Studienkollegen!?
Sicher, die meisten Vermieter fürchten sich vor dem Klischee des ewig feierenden, schlampigen und unzuverlässigen Studenten, der keinen Wert auf Gepflogenheiten legt.
Doch plötzliche Trennungsgefahr gibt es nur bei Pärchen...
Aber mal im Ernst!
Ich kenne heut' zu Tage kaum einen Studenten, der sich um seine eigenen Exzesse im Kreis dreht.
- Wir wollen es schaffen. Wir wollen fertig werden. Wir wollen ernst genommen werden. Wir wollen auch leben, statt hausen zu müssen!
Vorurteilslose Mietwohnungsbesitzter gibt es wenige; und manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass Misstrauen nicht immer grundlos ist. Warum aber immer auf die Studenten? Ich habe gehört Messies oder Wohnnomaden sollen ein weitaus größeres Problem sein...
Nun gut.
Meine bester Freundin und ich haben die letzten drei Jahre nicht unter einem Dach gelebt. Wir wohnten zwar beide im Studentenwohnheim, allerdings in völlig unterschiedlichen Häuseren und Wohnungsgrundrissen.
Während meine 'bessere Hälfte' trotz eines Mitbewohners im Grunde alleine in ihrer Wohnung lebte, habe ich mich mit fortlaufend 4 wechselnden Mitbewohnern arrangiert. Mal waren wir mit unserer Wohnsitutation zufrieden und mal nicht.
Nach 6 Semestern Studium sagt das Studentenwerk sinnfreier Weise nun, dass wir raus müssen. Man munkelt, dass man Platz für frische und jüngere Erst-Semestler schaffen will. Alles in allem ein schwacher Argumentationsansatz!
Ich für meinen Teil und auch meine frisch gebackene Mitbwohnerin kommen beide nicht aus der nahen Umgebung; und obgleich wir nun im 1. oder 6. Semester sind, unser Geldbeutel ist leider nicht umfangreicher geworden. Studieren fern der Heimat kostet in seiner Ganzheit nach wie vor mehr, als pendeln oder für einen Zehner zu Mama fahren zu können. (- Mir ist bewusst, dass meine Ausführungen hier eher überspitzt sind, doch was soll man tun, wenn man aufgebracht ist...?)
Und trotz unserem braven Nachkommen der 'Auszugspflicht', dürfen wir nicht ein Mal das Vertragslaufzeit-Ende selbst festlegen. Die Herren in München entscheiden, die Studenten in Rosenheim haben Folge zu leisten.
Zum 01.08. in der neuen Wohnung und bis zum 31.09. das alte Zimmer an den finanziellen Hacken. Das ist doch nicht ok!
Dabei denke ich nicht nur an mich und meine Kontoauszüge, sondern auch an die vielen 'Neu-Studenten', die sich noch nicht ganz darüber im Klaren sind, was es bedeutet mit dem noch fremden Studien-Alltag' zu beginnen und erst zwei Wochen später ein angemietetes Dach über dem Kopf zu haben.
- Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass es sich in diesem Fall um einen Mehraufwand nicht nur an Kosten handelt.
Internet sei gelobt, es gibt ja noch WG-gesucht...
Sei's drum.
Schlussendlich fanden wir (meine Freundin und ich) mit dem erforderlichen Glück, unseren Traum vom 'Studenten-Glück'. Eine Stadtwohnung wie sie zentraler und außergewöhnlicher nicht sein könnte.
Ich bringe es an dieser Stelle auf den Punkt: 3 Fenster, 6 Zimmer, 1 Flachdach mit Terrassenflair und Platz ohne Ende, für einen Preis der monatlich nicht all zu weh tut.
Es war Liebe auf den ersten Blick.
Und wenn es Liebe auf den ersten Blick ist, dann fragt man nicht lange, man nimmt das Glück an wo und wann es einem entgegen fällt.
Unsere Zusage war schnell ausgesprochen, wenngleich wir uns einen Tag später weder an die Qualität der Böden, die Art der Beleuchtung, noch den Standart der Fenster erinnern konnten...
Vom Hochgefühl beseelt, trug uns die Gewissheit bald die eigenen 4-Wände zu 'besitzten' äußerst beflügelt durch den 'Entspurt' des Semesters.
Die eigene Vorstellung schönt die Realität und malt Bilder bunt, die eigentlich nüchtern und dezent gehalten werden sollten...
Am Tag der 'Schlüsselübergabe' hatte unsere Euphorie den Höchststand erreicht. Kurze Zeit darauf standen wir in unserem teilmöbliertem Wohnmärchen und sahen zum ersten Mal richitg hin...
AHA? Oh! - War die Reaktion.
Die märchenhafte Vorstellungskraft schälte sich als bald von der Realität.
Zum Bersten gefüllte 'Schrott-Möblierung', Dreck auf allen Flächen, 'suddlige' Tapeten.
In Gänze: 'Ranz' vom Feinsten.
Der Schock kam. Der Schock musste weichen!
Also begannen wir mit Liter weise Müll zu entsorgen, unendlichen Kilos an Möbelentsorgung, Tage langen Putzorgien, Eimer Weise 'Farbanstrichen', usw., usw., ...
Heute wissen wir: Diesen Wohnungszustand hätten wir niemals akzeptieren dürfen!
Man macht seine Erfahrungen.
Im studentisch-unbedarften Übereifer, denkt man selten an solche Dinge oder besser formuliert Rechte auf eine besenreine Mietwohnung. Man nimmt es viel eher als Herausforderung der man sich zu stellen hat und weniger bis gar nicht als einen eigentlichen Mangel...
Die Woche der Wohnungssäuberung ging wie im Flug vorüber und machte aus den ersten Tagen der Semesterferien eine arbeitsreiche und kribblige Phase der 'Lebensraumgestaltung'.
Mit dem Einzug meiner Freundin, war ich dann endgültig zwischen den Welten gefangen.
- Am Tag beim Umzug helfen, lachen, Bier trinken, Abends zusammen Essen gehen und sich Nachts ins Wohnheim, in der gähnend leeren 5er WG, zur Ruhe begeben.
Und dann kam er auch für mich. Der Tag des Umzuges.
Da sich besagte 5er WG im 4ten Stock befand oder befindet, kein einsatzstarker Mann oder Kumpel zu greifen war, meine Möbel durchaus ein hohes Gewicht erreichen und die Menge meines Hab und Gutes beträchtlich ist, habe ich es getan.
- Ich habe ein Umzugunternehmen engariert.
Mit lächerlichen 23 Jahren stand ich am Umzugstag vor zwei kräftigen, polnischen Möbelpackern, die belustigt über die 'geringe Arbeitsmenge' ihres Arbeitstages waren.
Hinzu kam, dass auf dem Auftragszettel, die 'Telefonista' statt 16 qm und 1 Zimmer, 1 qm und 16 Zimmer verzeichnet hatte.
Die Folge war ein immens großer Umzugswagen, in dem meine Sachen lächerlicher als lächerlich aussahen.
Nichts desto trotz wurde für mich umgezogen. Eine abstrakte Situation!
Da sind fremde Männer, die sich mit meinem Zeug abrackern, die Kisten schleppen und Möbel über 4 Etagen verschaffen. Der Impuls ebenfalls 'mit anzupacken' war groß. Ich habe in der Zeit des Umzuges mindestens 3 Mal meine Mama anrufen müssen, um mir begreiflich machen zu können, dass diese Männer für diese, 'meine Arbeit' bezahlt werden.
5 Stunden später war alles gelaufen.
Ich und die gefühlt 30 Kartons auf zwei Zimmer verteilt.
Nach zusammengerechnet 10 Stunden stand alles an seinem sauber gewischten Platz.
Mein Umzug ist drei Tage her und ich fühle mich seltsam gut angekommen.
Ich liebe mein neues zu Hause.
Mein altes Zimmer ist zu einer unrealen Vorstellung eines nahezu anderen Lebensabschnittes verkommen.
Real ist, mit was ich mich heute umgebe.
Natürlich haben mich die vergangen Tage geschlaucht, doch der Neubeginn beflügelt.
Erstaunlich, wie schnell sich der Mensch an sein Umfeld gewöhnen kann und will!
Meine alte Wohnung neuen Studenten zu überlassen, lässt mich dennoch nicht kalt; und das finde ich in Ordnung.
Ich habe viele schöne Stunden im Wohnheim verbracht, die an mir haften bleiben werden.
Ganz besonders vermisse ich die kleinste all meiner Mitbewohnerin, die nach wie vor eine goldige Hündin ist und mich bald vergessen haben wird (...), ebenso sehr vermissen werde ich die einfühlsamste meiner Mitbewohnerinnen, die genau wie ich nicht wieder in das '5er-WG-Leben' zurückkehren wird.
Tatsächlich hält mich nichts mehr an dem 'verlassenen' zu Hause...
Ein weiterer Grund meine Arme, Gedanken und Gefühle weit für das zu öffnen, was in diesen meinen neuen Wänden kommen wird.
Ich freue mich auf eine intensive Zeit in der Rosenheimer Innenstadt und mit meiner liebsten Klara.
Die Schwingungen sind gut!