________________________________________________________________________
Bewerben muss mehr sein als die lückenlose Referenzsammlung!
Bewerbungen.
Wer kennt das nicht?
Man
ist motiviert, man ist ehrgeizig, man ist zuversichtlich und man steckt
voller Tatendrang, bunten Visionen und dem Gedanken alles auf dieser
Welt machen zu können; wenn man es nur entschlossen genug will.
Ich für meinen Teil, habe mich schon Vielerorts beworben.
Zu
diesem Zweck habe ich nicht nur Stunden damit zugebracht Anschreiben zu
verfassen und meine Aktivitäten in repräsentative Fähigkeiten
umzudichten.
Nein, keines Wegs!
- Ich habe Minuten lang schweigend und mich wundernd vorm Rechner gesessen und ernsthaft gegrübelt.
Gegrübelt, über mich und diese Bewerberei.
Ist
irgendeinem Menschen in diesem Land schon Mal der Gedanke gekommen,
dass wir uns Tag ein Tag aus im Alltag um Individualismus bemühen und
bei Bewerbungen dann doch auf die 0 8 15 Vorlage zurückgreifen?
(- Bloß nichts falsch machen und so...)
Schon in der Schule war die formelle Bewerbung ein wichtiger 'Lehrinhalt'.
Anschreiben, Lebenslauf, Bewerbungsfoto, Zeugnis.
Wie alt bin ich? Was kann ich? Warum bin ich die 'Richtige' für diesen Job?
Und alles bitte lückenlos!
Ein
ganzes Leben. Ja wahrhaftig, ein ganzer Charakter wird da in zwei
Seiten Lebenslauf gepresst (Wehe wenn mehr!) und hinterher wird alles in
Mappen geklemmt und für teures Geld verschickt.
Zwei
Hände voll Bewerbungen, eine Hand voll Bewerbungsgespräche und
mindestens zwei Zusagen und dann nie wieder in diesem, einen Leben ein
Bewerbungsprozedere.
Soviel zu dem was ich gelernt habe, als ich noch jünger als jung und grün hinter den Ohren war!
Heutzutage weiß ich: der Bewerbungswahn nimmt eher zu als ab!
(Von wegen eine Bewerbungsorgie und schon gehört die Zukunft mir!)
Praktikum um Praktikum wird als Referenz gesammelt und in blumige Zeugnisworte verpackt.
Wir sind alle hoch interessiert und darum auch hoch interessant. - Meinen wir zumindest...
Aber macht so eine Papierbewerbung eigentlich wirklich Spaß?
Ich sage: JA!
... Und ich möchte hier nicht falsch verstanden werden!
-
Mir ist die 'Blocksatz-Indentität' im Grunde zu wieder, aber ich finde
das postalische Bewerbungen durchaus einen Zauber inne haben.
Sie
sind nach wie vor weit aus durchdachter und meinem Verständnis nach
sehr viel formschöner und ansprechender, als das was uns der Arbeits-
und Bewerbungsmarkt derzeit aufzwingt.
Das Stichwort in diesem Zusammenhang lautet: 'Online-Bewerbung'!
- Wenn ich das schon lese oder höre...
Wäre
es nicht gerade in der Ehra des Internets und der unendlich
Erreichbarkeit heilsam, eine hochwertige Bewerbungmappe in Händen halten
zu dürfen?
- Ein Mal mit den Fingern über das 150 Gramm Papier zu streichen und zu spüren, hier hat sich jemand wahrhaft Mühe gemacht!?
Doch
statt dem befreienden Moment, der sich als frohe Hoffnung in einem
ausbreiten, wenn man die hübsch und ordentlich beschrifteten DIN a4
Umschlage in den Postschlitz wirft, reiht sich eine Online-Bewerbung an
die Nächste...
Bitte, schreiben Sie hier Name und Adresse hin. Bitte, geben Sie genaue Daten zu Ihrer Schullaufbahn an.
Bitte, listen sie dort ihre Praktika auf. Bitte, laden Sie jetzt
sämtliche Nachweise als PDF-Datei hoch und achten Sie darauf, dass keine
größer als 300 KB ist, usw. usw. usw. .
Zum Heulen!
Nicht
genug, das heutzutage keiner mehr das Haus verlassen muss um
Weihnachtsgeschenke zu kaufen oder eine Reise zu buchen. (Aber das ist
ein ganz eigenes Thema...)
Nein, wir sind ONLINE und das immer, überalle und zu JEDEM Zweck.
-
Also warum nicht auch zu Bewerbungszwecken; denkt sich die Wirtschaft
und eine Viel-, Viel-, Vielzahl an Unternehmen, Firmen und Konzernen
machen mit.
Je
mitarbeiterschwerer ein 'Mutterunternehmen' ist, desto länger werden
diese 'Online-Bewerbungs-Spiele', die mehr denn je mit Charakterlosigkeit
Arbeiten als zuvor.
Du bist dein Lebenslauf!
Die
Bewerbung verkommt zu einer Art Facebook-Profil, bei dem man nach dem
Absenden das fälschlich geladene Profilbild nicht mehr ändern kann...
Unfassbar!
Weshalb ich darauf komme?
- Vor wenigen Tagen, habe ich selbst bei einem solchen 'Online-Bewerbungs-Zirkus ' mitgemacht.
Ich habe brav alle Felder ausgefüllt, Referenzen hochgeladen und meine Motivation von allen vier Himmelsrichtungen beleuchtet.
Fazit: Es geht mir auf den Keks!
Der, die oder besser noch DAS Bewerber als Strichcode.
- Der Code mit den meisten schwarzen Balken gewinnt!
Hauptgewinn ist ein low budget Job in der Firma mit dem 'richitgen' Namen.
- Alles für den Lebenslauf. Und für die Lückenlosigkeit!
(Nebenbei: Was ist eigentlich eine Firma mit 'richitgem' Namen?)
Lange Klage, kurzer Sinn.
Komme ich nun zu meiner persönlichen Frage an diese, unsere Welt:
Wo sind die Umgangsformen hin?
Wo ist der Stil ab geblieben?
Wo und wann ist die Wertigkeit eines 'Sich-Bewerbens' gestorben?
Wo kann ich noch in aller Form mit mehr als meinen Noten-bestätigt Qualifikationen überzeugen?
Vielleicht frustriet nicht nur mich dieser Umstand...
Aus dem BE-werben wird hinterher nur die B-Werbung mit der X-ten E-Mail Rückmeldung inkl. Absage.
Engagiert,
frisch, innovativ und hoch gebildet sollen wir sein, aber wer wir sind
kann und will uns auch nach einem Gespräch Vorort niemand sagen...
Wer gibt hier wem eine Chance?
Wenn
gleich ich zu Beginn über eine 'Papier-Personen-Be-Werbung' gespottet
habe, so muss ich einwänden, dass selbst dieser 'Mappen-Krieg' in meinen
Augen ehrlicher, klassischer und repräsentativer sein kann, als 95
Felder fürs 'Frage-Antwort-Quiz'.
Und
wen nun die Enttäuschung packt, dass Bewerbungen eben doch nur Papier
und Pappe mit Deckblatt sind, den kann ich trösten und zugleich
ermutigen, sein Auge auf das Detail zu legen.
Eine
Bewerbung, die mit Bedacht auf ein schönes Papier gedruckt, in eine
schlichte und griffige Mappe sortiert und in einem passenden Kuvert
verschickt wurde, ist alle Mal Bedeutungsvoller als der PC-Druck von
Dienstag-Nacht mit Blau-Stich!
- Das kann uns unterscheiden!
Der Gedanke UM die Bewerbung!
Der Inhalt wird wie so häufig frisiert, die äußere Wirkung allerdings, kann den Ausschlag bringen.
Die
äußere Erscheinung einer Bewerbung kann das Quäntchen Glück bedeuten,
dass jeder und jede zum Bewerben braucht, wenn er oder sie sich Mühe
gemacht hat und mutig vorangeschritten ist mit der 'Brief-Bewerbung'.
Mein Wusch:
Habt Mut, Bewerber!
Ruft
in der Firma eurer Sehnsüchte an. Stellt euch unangekündigt und
persönlich vor. Schreibt unter Hobby auch 'das Pflegen von privaten
Kontakten'. Und schämt euch nicht ein halbes Jahr gejobbt und gefeiert
zu haben.
Ihr seid das, was ihr sein wollt!
Selbst-Werbung ist letzthin nur dann schwer, wenn Ihr euch nicht nach Euch-Selbst anfühlt!
UND
Habt Mut, Chancengeber!
Macht
euch Mühe. Seht den Menschen in der Bewerbung. Erkennt das Potential
eines Jeden. Und liebt postalische Bewerbungen, denn sie kommen von
Herzen und nicht aus einer 'Nacht-und-Nebel-Aktion'.
In diesem Sinne alles Gute für eure ganz eigene Werbung. ;)